Umweltzentrum Braunschweig

Sigrid Tinz

Selbst ist die Pflanze

Einfach gärtnern – wie Samen sich verbreiten und den Garten gestalten

Einfach wachsen und wuchern lassen!

Das Buch ist aus meiner Sicht etwas völlig Neues, was man, wenn es im weitesten Sinne um Gartenbücher geht, eigentlich nie sagen kann. Denn irgendwo hat man dann doch alles schon mal gelesen und gesehen.

Die Aufmachung ist nicht so sehr originell, aber solide und was positiv auffällt, ist, dass die Fotos absolut passend gewählt sind und alle Pflanzen richtig bestimmt wurden. Warum sage ich das? Die schnell und mit heißer Nadel gestrickten Bücher sind Legion, und oft sind sie dann auch noch gespickt mit Fehlern, unpassenden Bildern, wilden, ungeprüften und abgeschriebenen Behauptungen. Das letzte von mir angelesene Buch über Wildbienen habe ich bereits nach zehn Minuten in die Ecke gepfeffert.

An der Fachkenntnis der Autorin kann nicht der geringste Zweifel bestehen, und dieses Buch ist das Resultate jahrelangen Ausprobierens und Beobachtens, und das merkt man ihm in jeder Zeile an.

In diesem Buch geht es um echtes, wildes Gärtnern mit Augenmaß und Verstand. Hier werden keine fürs menschliche Auge gezüchteten „Wild“blumenmischungen angepriesen, die ungefähr so wild sind wie eine Perserkatze. Hier geht es wirklich um Wildpflanzen, wie man sie zu sich einlädt und wachsen lässt, und akzeptiert, dass sie sich selbst aussäen und sich ein eigenes Gleichgewicht entwickelt, das man, wenn überhaupt, dann behutsam in eine bestimmte Richtung lenkt.

Es wird auf praktisch jeder Seite Arten- und Fachkenntnis vermittelt, und die Autorin erwartet von den Lesern lernen zu wollen, und sich nicht in gängigen Vorurteilen bestätigen zu lassen. Und das ist viel in diesen Zeiten.

„Die Blumen gärtnern selbst!“ meint Sigrid Tinz, und sie hat sicher recht. Wer ihre Tipps beherzigt, und intensiv beobachtet sowie erstmal wachsen lässt, bevor er eine ihm unbekannte Pflanze zerstört, wird nach einiger Zeit mit Wildblumenfeuerwerken bedient, die ihresgleichen suchen. Das war schon immer die Erfahrung derer, die sich um Wildbienen mehr Sorgen machen als um das Gerede ihrer Nachbarn.

Wenn jetzt noch die Verantwortlichen für Stadtgrün dieses Buch auch nur ein bisschen beherzigen würden wäre das vielleicht das erste Schrittchen um der allgegenwärtigen Insektenkrise entgegenzutreten. Träumen ist schließlich nicht verboten.

Alisier