Umweltzentrum Braunschweig

Hans-Jörg Bullinger, Brigitte Röthlein

Morgenstadt

Wie wir morgen leben: Lösungen für das urbane Leben der Zukunft

Der Weg zur Technopolis

Städte sind die Geißel des Planeten, könnte man denken, wenn man an die Umweltauswirkungen moderner Großstädte denkt. Immerhin lebt bereits mehr als die Hälfte der Menschheit in Städten, der Großteil davon in Slums. Städte sind die Hauptquellen des Klimawandels, die größten Ressourcenverbraucher und somit ein Knackpunkt beim ökologischen Umbau. Wie sieht eine ökologisch korrekte Stadt der Zukunft aus? Eine – nicht unbedingt erstrebens-, aber zumindest diskussionswerte – Antwort geben Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer Gesellschaft, und die Wissenschaftsjournalistin Brigitte Röthlein in dem Buch „Morgenstadt“.

Das Buch will schon auf dem Cover „Lösungen für das urbane Leben der Zukunft“ zeigen und fasst dabei vor allem Arbeiten der verschiedenen Fraunhofer-Institute auf diesem Gebiet zusammen. Derlei Eigenwerbung ist zulässig, allerdings sind die vorgestellten Lösungen alle techno-orientiert. Soziale und auch stadtökologische Aspekte kommen nur am Rande vor, auch wenn der Band mit den Stichpunkten „Energie“, „Bauen und Wohnen“, „Wasser“, „Mobilität“, „Sicherheit“ und „Arbeitswelt“ versucht, das Thema umfassend anzugehen.

Die präsentierten „Lösungsansätze“ fallen dabei jedoch immer wieder ins technokratische zurück, so wird zwar die perfekte Fabrik der Zukunft mitten im Wohngebiet vorgestellt, doch soziale Aspekte kommen dabei überhaupt nicht vor; die Frage, wie sozial verträglich zukünftige Arbeits- und Lebensverhältnisse sein werden, wird nicht einmal pro forma gestreift. Und wenn die Autoren auch ein paar Absätze zur „Teilhabe der Bürger“ formulieren, liest sich dieses wie aus dem Formelbuch für Wahlkampfreden …

Dennoch liegt hier ein Buch vor, dass den einen oder anderen interessanten Aspekt beleuchtet, auch wenn dem Rezensenten vor einer Stadt, für die hier geworben wird, eher graust. Denn für Menschen und ihre individuellen Vorstellungen bleibt in dieser Technopolis kein Platz.

Stefan Vockrodt